Der Tanz der Bienen
30.05.2023
Allgemein, Ausflugsziele, News aus Eugendorf
30.05.2023
Allgemein, Ausflugsziele, News aus Eugendorf
Unser Blick schwebt über die Skyline Eugendorfs, ein süßlicher Duft von Honig liegt in der Luft und es summt und brummt um uns herum. Wir sind bei Mattia Rainoldi zu Hause – gebürtiger Italiener, mittlerweile in Eugendorf sesshaft geworden und Imker mit Leib und Seele.
Die Liebe zur Natur und zu seinen Bienen ist spürbar und auch greifbar – wie sollte es anders sein, wenn der Mann vor uns steht, der mit seinen Bienen spricht und sie streichelt. „Den größten Wert lege ich allerdings auf die artgerechte Haltung meiner Bienen“ erzählt Mattia Rainoldi. Das heißt, so wenig Eingriffe ins Volk wie nötig, damit die Bienen ihre Arbeit ohne menschliche Störung verrichten können. „Einmal in der Woche schaue ich, ob genug Platz für Honig und Brut vorhanden ist, checke, ob sie schwärmen möchten oder nicht. Dafür brauche ich meinen Smoker mit dem ich etwas Rauch in den Stock blase, um die Bienen zu besänftigen. Ansonsten lasse ich sie werkeln und schaue von meiner Terrasse aus dabei zu“, schmunzelt Mattia Rainoldi.
Vor mittlerweile 13 Jahren hat Mattia mit vier Bienenvölkern begonnen, nach und nach hat er sich dazu entschieden biologisch zu arbeiten. Mittlerweile ist er Bio-zertifiziert und hat 20 Völker mit rund einer Million Bienen. „In einer Demokratie wohlgemerkt – viel ausgeklügelter und ehrlicher als das, was wir Menschen oft darunter verstehen. Alle fangen bei Null an und müssen unterschiedliche Tätigkeiten in ihrem kurzen Leben von cirka 30 bis 40 Tagen erledigen“, erklärt uns Rainoldi. Sie schlüpfen und fangen an zu putzen – sich selbst, dann das Bienenvolk. Sie entfernen kleine Wachsreste und tote Bienen. Als nächsten beruflichen Step füttern sie Eier, Larven und Maden, denn das Volk muss wachsen. Die Königin zu schützen und zu füttern ist eine weitere Sprosse auf der Karriereleiter einer Biene und zum Schluss darf sie ausfliegen und sammeln – Nektar, Wasser, Pollen und Harze für Propolis. Das ist die gefährlichste Arbeit: viele werden von anderen Tieren gefressen oder von Rasenmähern erfasst. Und die Königin? „Sie macht alles zum Wohl ihres Volkes – nutzt niemanden aus, denkt im Sinnen aller“, weiß der Bienenkenner. „Wenn sie allerdings zum Beispiel das Eierkontingent nicht mehr hat, das nötig ist, um das Volk durch den Winter zu bringen, wird sie ausgetauscht. Auch wenn eine Königin sehr stark ist, dann schwärmt sie mit einem Teil der Bienen aus, um die natürliche Vermehrung der Bienen zu garantieren.“
Ja, Bienen tanzen. Aber nicht zum Vergnügen, sondern um miteinander zu reden. Bienen, die eine Nahrungsquelle gefunden haben, kehren in den Stock zurück, um mittels „Schwänzltanz“ den anderen mitzuteilen, wo sie hinfliegen sollen. Ihr Kompass richtet sich nach der Sonne und sie teilen ihren Artgenossen mit, ob sie gegen oder mit der Sonne, nach rechts oder links und wie lange sie fliegen sollen – „ein Routenplaner 1.0“, lacht Rainoldi.
Was die Bienen sammeln, wird zu Honig verarbeitet. Das erklärt auch die unterschiedlichen Honigarten: Stammen Nektar und Pollen im Frühjahr hauptsächlich von Blüten, wird daraus der helle, süßlich schmeckende Blütenhonig gewonnen. Wenn dann die Waldtracht das Futter der Bienen ist, entsteht der Waldhonig – dunkel, karamellartig und kräftig. „Besonders der Waldhonig ist bei uns in Eugendorf beliebt“, weiß Mattia.
Um weiterhin den Honig in all seiner Vielfalt zu genießen, kann jeder einzelne von uns seinen Beitrag leisten: Jeder der einen Garten hat, sollte ein Stück nicht mähen, eventuell sogar Blühmischungen als Nahrungsquelle für die fleißigen Insekten pflanzen. Und die Imker in der Region zu unterstützen. Denn nur unsere Bienen hier bestäuben unsere Pflanzen. Ein Honig aus Argentinien mag vielleicht günstiger sein, aber keine argentinische Biene fliegt zu uns, um den Erhalt unserer Wiesen und Wälder zu sichern.
Honig wird oft eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt – besonders in Zusammenhang mit Allergien. Wichtig dabei ist, dass man den Honig zu sich nimmt, der regional vor Ort entsteht und hergestellt wird. Vor allem in gepresstem Blütenhonig finden sich viele kleine Pollenmoleküle, die das Immunsystem „trainieren“ und der Körper oft nicht mehr so stark allergisch reagiert.
Mattia Rainoldi ist genauso fleißig wie seine Bienen und entwickelt immer wieder neue Produkte, schaut was andere so machen und verfolgt seine Ideen. Momentan bietet der Wahl-Eugendorfer Waldhonig, Wald- & Wiesenhonig und Cremehonig (aus Blütenhonig) an. Außerdem finden sich in seiner Produktpalette das vitamin- und proteinreiche Bienenbrot – als Topping zum Müsli zum Beispiel, Propolis in Form von Tropfen als auch Cremes, Kerzen, Seifen und Oxymel.
Oxymel* wie einen Sirup mit Mineralwasser aufspritzen, Eiswürfel und frische Minze aus dem Garten dazu. Erfrischt, ist ein natürlicher Booster für unser Immunsystem und schmeckt zudem auch noch unheimlich lecker. Tipp: Anstatt des Wassers kann man auch mal mit Prosecco oder Gin spritzen. Ihr wollt mehr davon? Mattia arbeitet gerade an einem Honig-Kochbuch. Wir halten euch auf dem Laufenden.
* Sirup aus Bio-Honig, Bio-Apfelessig und Bio-Kräutern
Mattia Rainoldi gibt als ausgebildeter Bienenpädagoge seine Begeisterung für Bienen an Kinder und Jugendliche weiter. „Viele verbinden Bienen mit einem schmerzhaften Stich beim Spielen im Gras. Ich möchte aufzeigen, dass Bienen so viel mehr sind als das. Sie sind liebenswert und vor allem wichtig für die gesamte Nahrungskette“, schwärmt Rainoldi. An jedem ersten Samstag im Monat von April bis September können Familien und Freunde ein Bienenerlebnis buchen. Kosten: 20 € / Person, Dauer: 1,5 Stunden.
Bio-Imkerei Wildblume
Mattia Rainoldi
Stettnerstr. 32
5301 Eugendorf
+43 (0)699/11456633
www.wildblume.at